Bericht OV Kolbermoor Treffen 12.11.24

Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Auerswald

 „Hochwasser und Dürre – was spielt sich vor unseren Augen ab?“

Die Bilder der jüngsten Überschwemmungen weltweit, aber auch in Europa wie Spanien und in Deutschland sind noch frisch in den Köpfen. Sie zeigen, wie dringend die Klimakrise und ihre Folgen bekämpft werden müssen – zum Schutz von Mensch und Umwelt.

Einen hochkarätigen Referenten konnte der grüne Ortsverband Kolbermoor für eine Veranstaltung zu diesem Thema gewinnen: Professor Dr. Karl Auerswald, langjähriger Experte an der School of Life Sciences der Technischen Universität München. In seinem Vortrag erklärte er anschaulich, wie unsere Landnutzung unmittelbar den Klimawandel beeinflusst und wie wichtig es ist, Wasser in der Fläche zu halten.

Landnutzung und Klimawandel – eine unterschätzte Gefahr

Prof. Dr. Auerswald betonte, dass der sogenannte „landnutzungsgetriebene Klimawandel“ oft unterschätzt werde. Neben den bekannten CO₂-Emissionen verstärken bestimmte Praktiken der Flächennutzung extreme Wetterereignisse wie Hochwasser oder Dürre. Beispiele aus Bayern verdeutlichen die Problematik:

  • Versiegelung von Flächen: Rund 5 % der Fläche Bayerns sind durch Bebauung, Straßen und Wege versiegelt, was dazu führt, dass u.a. durch Wasserabfluss in Kanalisationen 13 % weniger Grundwasser gebildet wird. Dies verschärft die Wasserknappheit und erhöht das Risiko von Überschwemmungen.
  • Drainage und Entwässerung: Nicht nur künstliche Drainagesysteme auf landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch Straßen und deren Seitengräben sorgen dafür, dass Wasser schneller abfließt, statt im Boden gespeichert zu werden. Auerswald empfiehlt, gezielt Abflusshindernisse einzubauen, um Regenwasser länger in der Fläche zu halten.
  • Verdichtung der Böden: Schwere landwirtschaftliche Maschinen verdichten die Böden so stark, dass Regenwasser kaum versickern kann. Selbst Bewässerung hilft dann nicht mehr. Stattdessen müsse die Durchlässigkeit der Böden aktiv gefördert werden.

Lösungen, die wirken

Prof. Dr. Auerswald zeigte konkrete Ansätze, wie eine an den Klimawandel angepasste Landnutzung aussehen könnte. Dazu zählen Maßnahmen wie Dachbegrünungen, die Nutzung von Schotterrasen für Parkplätze und das bewusste Gegensteuern gegen die Versiegelung von Flächen. Im Durchschnitt entfallen pro Einwohner*in Bayerns 300 m² versiegelte Fläche – eine beachtliche Größe, die durch kluge Planung und nachhaltige Konzepte reduziert werden könnte.

Seine zentrale Botschaft: Eine klimagerechte Landnutzung kann dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Doch bislang verstärken unsere derzeitigen Praktiken diese Probleme.

Lebhafte Diskussion mit klarem Appell

Nach dem Vortrag moderierte Uwe Reusche, Sprecher des grünen Ortsverbands, die angeregte Diskussion mit den zahlreich erschienenen Besucherinnen. Die zentrale Frage lautete: Wie können Gemeinden, aber auch jeder Einzelne, dazu beitragen, Flächenversiegelung zu reduzieren und Wasser in der Fläche zu halten?

Die Veranstaltung machte deutlich: Klimaschutz beginnt vor Ort – durch bewusste Entscheidungen in der Land- und Stadtplanung, aber auch durch kleine Maßnahmen im Alltag. Nur so können wir künftige Hochwasser und Dürren besser bewältigen und den nächsten Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen.

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