Im ersten Workshop wurde über die Entwicklung und den städtebaulichen Zielen des Quartiers Kolbermoor Nord-Ost gesprochen. Mittlerweile sind wir beim Quartier „Alpenblick“ angekommen. Eine ganzheitliche Betrachtung wurde jedoch in den folgenden 4 Workshops nicht mehr weiterbearbeitet. Es erschließt sich uns nicht, welche Vorteile eine Bebauung am Alpenblick für die Anwohner der Flurstraße, Bergstraße, Filzenstraße und Karolinenhöhe haben soll, sofern nur Wohnraum entsteht und im Bereich der Infrastruktur kaum (Kindergarten, Parkhäuser) oder gar keine Lösungen geschaffen werden. Im Gegenteil, dies schafft lediglich Schwierigkeiten.
Bebauung und Wohnraum
Laut Herrn von Bredow soll das Thema „Werkssiedlung“ stärker in den Fokus rücken. Laut dem Stadtplaner der NVO Architekten, Herrn Oefele, ist eine gewisse „Gravitation“ erforderlich, also mehr Baumasse und Dichte, die eine zentrale Rolle spielen, um ein Quartierskonzept entwickeln zu können. Das Ziel einer traditionellen Werkssiedlung ist es, so viel Wohnraum wie möglich auf kleiner Fläche zu schaffen. Beides, Werkssiedlung und Gravitation, bedeutet, eine dichte Bebauung, bei der Freiräume und Natur minimiert werden. Eine hohe Baudichte bringt jedoch weitere Herausforderungen in Bezug auf Mobilität, Infrastruktur und Flächenversiegelung mit sich. Solch eine dichte Bebauung mit Werksiedlungscharakter halten wir nicht für zukunftsgerecht und nachhaltig.
Es muss Parkraum( auch für E-Mobilität) geschaffen werden, was aufgrund der Bodenbeschaffenheit direkt am Areal nicht möglich ist, da keine Tiefgaragen gebaut werden können. Die beiden geplanten Parkhäuser bieten eine Kapazität von 300 bis 400 Stellplätzen.
Ein weiteres Ziel des Stadtrats ist es, Parkraum für die Umgebung zu schaffen, beispielsweise für die Karolinenhöhe, wo derzeit kein Parkraum zur Verfügung steht. Der zusätzliche Parkraum soll die öffentlichen Flächen entlasten und Platz für Fußgänger sowie Rettungsdienste, insbesondere die Feuerwehr, schaffen. Eine dichte Bebauung mit geplanten 26 bis 32 Häusern (530 bis 830 / Mittelwert ca. 700 neue BewohnerInnen; Quelle: Verkehrsgutachten) macht dies jedoch unrealistisch. Es ist zu erwarten, dass sich die Parkraumsituation in der näheren Umgebung (Filzenstraße, Bergstraße, Flurstraße, Karolinenhöhe) eher noch verschärfen wird (300 – 400 Stellplätze für 700 Anwohner plus Umgebung).
Es soll sich das Mobilitätsverhalten der Bürger verändern.
Solange jedoch Parkplätze direkt vor der Wohnung angeboten werden, wird sich das Mobilitätsverhalten nicht ändern. Kein Parkplatz vor der Tür bedeutet nicht, dass auf ein Auto verzichtet wird; es steht dann lediglich woanders. Es wurde noch keine Lösung aufgezeigt, wie ein Umdenken im Mobilitätsverhalten aktiv durch die Stadt unterstützt werden kann, insbesondere bei fehlendem ÖPNV und fußläufig erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten. Es ist kaum vorstellbar, dass Carsharing für Einkäufe genutzt wird. Nach dem Motto „Das ist halt mal so“ zu verfahren, ist zu einfach gedacht und wird nicht funktionieren.
Als übergeordnetes Ziel wird im Strategiepapier des Stadtrats bezahlbarer Wohnraum umgeben von viel grüner Fläche gefordert. Der Stadt Kolbermoor liegen 400 Anfragen nach städtischen Wohnungen vor. Die Frage ist, ob MvB an der Lösung mitarbeiten möchte und ebenfalls bezahlbaren Wohnraum schaffen wird. Es gibt keine Vereinbarung zwischen der Stadt und MvB, dass ein Teil seiner Wohnungen, beispielsweise 40%, zum aktuellen Mietzins einer städtischen Wohnung vermietet werden soll. Laut MvB kann die Stadt einen Teil der Fläche selbst entwickeln und dort etwa 100 Wohnungen schaffen. Ist die Stadt zukünftig finanziell überhaupt in der Lage, 100 Wohnungen zu schaffen, bei einem Haushaltsvolumen von etwa 78 Mio.€? Kann dadurch tatsächlich das Wohnraumproblem gelöst werden? Falls ja, über welchen Zeitraum sprechen wir?
Infrastruktur
Es gibt bisher noch kein Konzept zur Energie- und Wärmeversorgung. Eine PV-Anlage auf den Dächern der Parkhäuser (wo auch Sportmöglichkeiten oder soz. Treffpunkte wie Cafés entstehen sollen) könnte vielleicht eine Lösung für den Alpenblick sein, aber nicht für das Quartier Kolbermoor Nord-Ost.
Eine Gesamtbetrachtung des Quartiers ist unbedingt erforderlich: Wie kann die bestehende Siedlung an eine moderne, effiziente und regenerative Energieversorgung angeschlossen werden? Wie kann eine regenerative Energieversorgung geschaffen und sichergestellt werden, die ausreichend Kapazität für das gesamte Quartier bietet? Diese Fragen sind bisher ungeklärt, und es gibt keine Vorschläge unseres Klimaschutzmanagers dazu.
Es sind keine Einkaufsmöglichkeiten zur Deckung des täglichen Bedarfs vorhanden, und es werden auch keine geschaffen bzw. können nicht geschaffen werden. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten in Supermärkten oder Discounter sind schwierig zu Fuß erreichbar (Rosenheimer Straße, Herto Park, Conradty Park).
Mobilität
Es gibt noch kein Mobilitätskonzept für das Quartier Kolbermoor Nord-Ost (Karolinenhöhe, Alpenblick, Flurstraße, Filzenstraße, Bergstraße). Bereits bestehende Schwierigkeiten im Verkehr (ruhender und fließender Verkehr), wie sie beispielsweise in der Bergstraße und Filzenstraße auftreten, müssen unbedingt berücksichtigt werden.
Eine reibungslose Zufahrt in das Areal über die Karolinenhöhe ist nur gewährleistet – insbesondere für Rettungsfahrzeuge – wenn die Straßen frei vom ruhenden Verkehr sind. Daher ist es erforderlich, Parkraum für die Anwohner der Karolinenhöhe zu schaffen, um ein Park- und Halteverbot umsetzen zu können. Die Zufahrt über die Fürstätter Straße ist nur möglich, wenn die Brücke ertüchtigt wird. Hier hat die Stadt jedoch derzeit keinen Zugriff auf weitere Grundstücke.
Die aktuelle und geplante Parksituation mit 300 – 400 Stellplätzen in den Parkhäusern für 700 Bewohner plus der benötigten Parkflächen für die unmittelbare Nachbarschaft (Karolinenhöhe) ist völlig unzureichend.
Naturschutz
Die geplante Verbindungsbrücke über den Teufelsgraben soll eine Verbindung zwischen Natur und Gebiet schaffen und die Natur „erlebbar“ machen, sodass das Biotop der Öffentlichkeit gezeigt werden kann. Eine Brücke stellt jedoch einen eklatanten Eingriff in das Naturschutzgebiet Teufelsgraben dar und führt zur Vertreibung der Tiere durch den Menschen. Eine Bewirtschaftung im Winter ist erforderlich und führt zur Zuführung von umweltschädlichem Material (Streusalz). Eine beheizbare Brücke ist wohl eher keine Alternative. Eine erforderliche Beleuchtung (sinnvollerweise bedarfsgesteuert) fördert dennoch die Lichtverschmutzung und stellt eine Gefahr für Vögel und Insekten dar.
Entwässerung
Schaffung von 2 Regenrückhaltebecken (West und Ost) die als Naherholungsgebiete genutzt werden können.
Unsere Forderung
Die dringend notwendige Entwässerung über die Retentionsbecken West und Ost soll umgehend erfolgen. Darüber hinaus soll ein Naherholungsgebiet mit Spielplatz und Parkflächen entstehen. Eine moderate Verdichtung in den nächsten 25 Jahren ist vorstellbar, um auch zukünftigen Generationen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.
Die Schaffung von weiterem Wohnraum soll auf bereits vorhandenen Flächen oder durch Nachverdichtung erfolgen. Die Stadt Kolbermoor weist bereits die höchste pro-Kopf-Verdichtung im Landkreis auf und verfügt über 350 eigene Wohnungen.
Wir lehnen jegliche Form von Greenwashing durch die aktuelle Werkssiedlungsplanung am Alpenblick sowie die Schaffung von Ghettos durch dichte Bebauung entschieden ab.
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