Warum die Bürger entscheiden sollen

Am 20.10.19 sind die Bürgerinnen und Bürger Kolbermoors dazu aufgerufen ihre Stimme für oder gegen den Bau einer Feuerbestattungsanlage auf dem Friedhofsgelände am Rothbachl abzugeben.

Mehrfach wurde der Wunsch an die Grüne Liste Kolbermoor herangetragen, eine Einschätzung des Projekts in Zeiten von Klimawandel und CO2 Sensibilität vorzunehmen. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach.

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die Verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetzt verstößt. So lautet Artikel 2 (1) unseres Grundgesetzes.

Es steht somit jedem das Recht zu, sein Leben frei zu gestalten. Dazu gehört die Wahl des eigenen Fahrzeugs, die Urlaubs- und Freizeitgestaltung, die Wahl der Nahrungsmittel und vieles mehr. Sobald man jedoch in diesen und anderen Lebensbereichen darauf verweist, die persönlichen Entscheidungen und das persönliche Handeln im Hinblick auf Klimaschutz und zum Wohle der Allgemeinheit zu hinterfragen, so stößt man zu oft auf Abwehr. Konkrete Versuche der Politik, steuernd auf das individuelle Verhalten einzuwirken, werden in weiten Kreisen der Bevölkerung vehement als ein Angriff auf natürliche Grundrechte zurückgewiesen, die freiheitlich demokratische Grundordnung ist in Gefahr und der Untergang des aufgeklärten Abendlandes droht. Und falls es dann doch nicht gleich so schlimm kommt, so hat es dennoch für eine hysterische Debatte in den Medien gereicht.

In den oben genannten Bereichen kann man jedoch argumentieren, dass (salopp gesprochen) niemandem ein Zacken aus der Krone bricht, wenn er in seinen persönlichen Erwägungen etwas weiträumiger denkt und verantwortungsvolle Entscheidungen zu Gunsten der Allgemeinheit trifft. Dies mag mit Verzicht verbunden sein und bringt auch keinen Orden ein, aber vielleicht das angenehme Gefühl, etwas Richtiges und Ehrenhaftes getan zu haben.

Eine Verantwortungsvolle Lebensführung in Bezug auf die CO2 Bilanz ist unbenommen notwendig und richtig. Dahingehende Steuerung durch die Politik ist auf vielfältige Weise vorstellbar und um die bestmögliche Umsetzung wird intensiv gerungen. Regulierende Eingriffe in viele Lebensbereiche sind zu erwarten. Wo jedoch liegen die Grenzen in diesem Prozess?

Die Entscheidung über die Bestattungsform unterliegt wohl eher nicht dem Primat der CO2 Vermeidung. Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist eine zutiefst private Angelegenheit, die jeder so führen muss, wie sie zu ihrem oder seinem Gewissen passt. Die Feuerbestattung ist eine anerkannte Form der Bestattung, gegen die auch die christliche Kirche, die unsere Kultur maßgeblich prägt, keine Einwände vorbringt.

Wer sich aus verschiedensten Gründen für eine Erdbestattung entscheidet, dem steht diese Wahl frei.

Wem es Frieden gibt, sich aus Klimaschutzgründen für eine Erdbestattung zu entscheiden, dem steht diese Wahl frei.

Wer sich aus anderem Grund für eine Feuerbestattung entscheidet, dem steht diese Wahl frei.

Was nicht frei steht, ist eine parteipolitische Einmischung in diese Entscheidung!

Die Interessensgruppen für und gegen den Bau der Feuerbestattungsanlage haben ihre jeweiligen Argumente dargelegt. Die Bürgerinnen und Bürger werden schließlich im Ratsbegehren befragt, ob sie persönlich eine Sinnhaftigkeit in diesem Bauvorhaben sehen und diese Frage können alle in Übereinkunft mit ihrem Gewissen beantworten.

Demokratie lebt vom Mitmachen. Nicht oft bekommen die Wahlberechtigten die Möglichkeit so deutlich ihre Meinung kundzutun: Ja oder Nein. Ratsbegehren am 20.10.2019

Herzlichst Ihr

Stadtrat der Grünen Liste Kolbermoor
Vorstand der Grünen Liste Kolbermoor

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